Steffen auf Reisen

Das Dorf Furukawa

Eine andere Reisende in der Hostel hatte mir empfohlen Furukawa (zwei Stationen weiter von Takayama) zu besuchen. Hörte sich nicht schlecht an, etwas kleiner als Takayama, viele Sake-Brauereien und einen kleinen Kanal in der Mitte der Stadt… Ich muss sagen ich habe mir die Stadt bzw. das Dorf ein bisschen größer vorgestellt.

Ich also morgens um kurz nach 9 in den Zug, weil der nächste erst wieder Mittags fahren würde. Laut dem Plan fahren vielleicht alle zwei Stunden ein Zug. Das ist verdammt wenig. Nach einer Fahrt von ungefähr 20 Minuten war ich dann auch schon in Furukawa und verließ den Zug. Der Nebel lag noch ziemlich Tief in der Stadt und man konnte keine 100m sehen. Da ich ohne Karte und jegliche Informationen aufgebrochen war, hatte ich ziemlich Glück eine große befestigte Stadtkarte am Bahnhof zu finden. So wusste ich wenigstens wie die Stadt einigermaßen aussah und wo der Kanal ist. Viel sehen konnte man noch nicht und deswegen beschloss ich erst einmal Frühstücken zu gehen. In Richtung Innenstadt habe ich dann ein kleines Café gesehen wo 4 sehr alte Damen saßen. Top! Das muss gut sein :)

Das Café war sehr klein. Die vier Damen haben eine ganze Seite eingenommen und nachdem ich dem alten Besitzer einen schönen Guten Morgen gewünscht hatte und er das verwunderte Gesicht nicht so gut verstecken konnte wie die vier Damen habe ich mich an einen Tisch gesetzt. Nach ein paar peinlichen Sekunden wollte ich wissen ob sie den etwas zum Frühstücken hatten und man konnte die Anspannung förmlich fallen hören. Leider gab es nicht wirklich was zu Essen, es war wirklich nur ein “Café” und so habe ich mich mit einem Toast und O-Saft zufrieden gegeben. Beides war Spitze und bei einer Höhe von knapp 7cm war das Toast auch mehr als genug. Der Besitzer war sichtlich interessiert und so ist man sehr schnell in ein Gespräch gekommen. Es war nämlich sehr ungewöhnlich Touristen in Furukawa zu sehen, weil es in der Stadt eigentlich nichts zum anschauen gäbe und sie sehr klein ist. Nachdem auch noch klar war das ich aus Deutschland komme war er ganz aufgeregt… Er sei ein ganz großer Fan von deutscher Volksmusik. Schwups war die japanische Volksmusik aus und es trällerte mir Deutsch aus den Boxen und der Besitzer sang froh mit. Sehr bewegend… Jedenfalls war jetzt das Eis so richtig gebrochen und ich wollte fragen was man sich alles anschauen könnte. An sich gibt es nichts, außer den Kanal und ein paar Schreine. Er hat mir sogar eine Karte geschenkt mit ein bisschen Englisch drauf.

Wenn man nichts in dem Dorf machen kann, dann kann man ja eigentlich nur noch ins Onsen gehen und sich entspannen. Eine Frage die den ganzen Tag komplett verändert hat! Auf die Frage hin wo den ein schönes Onsen wäre, war er ziemlich ratlos. Es gäbe zwar eins direkt in der nähe aber das wäre schon sehr alt. Das wäre nicht so gut. Er hat dann ein bisschen nachgedacht und  wollte unbedingt helfen. Da er es aber irgendwie nicht wirklich konnte, hat er eine Verwandte angerufen uns sie kannte zwei. Beide sind dann auf die Idee gekommen das es doch super wäre wenn sie mich durch das Dorf führt/begleitet und danach zum Onsen fährt. So ein Angebot kann man ja eigentlich gar nicht annehmen und ich sagt auch dass das super Nett ist, aber es nicht sein muss. Beide bestanden aber förmlich darauf und so konnte ich nicht wieder sprechen. Der Besitzer meinte auch das seine Verwandte nichts zu tun hätte… Also kurz im Café gewartet und schon kam eine sehr aufgeregte Dame mit Handtüchern, etc. pp. Nach einer kurzen Besprechung und einem Kaffee ging es dann auch schon los. Wir haben uns dann die wenigen Sehenswürdigkeiten angeschaut und haben versucht in eine Sake Brauerei rein zu kommen, aber leider durften wir das nicht. Im ganzen war das wirklich nicht mehr als eine halbe Stunde und man hatte alles gesehen.Aber wunderschöne Häuser. Es Lohnt sich also!

Das Dorf war noch nicht aufwacht und sehr wenige Menschen waren auf den Straßen und es war eine herrliche Stille (wenn meine Begleitung mal nichts sagte :) Nachdem wir alles gesehen hatten sind wir zum Auto zurück und es ging Richtung Onsen. Wie weit es in den Bergen liegt wüsste sie gar nicht so genau, aber es wird bestimmt 20 Minuten dauern! Es war einfach herrliches Wetter, kalte Luft und warme Sonne. So war es also wunderschön durch die Berge zu fahren. Als wir aber am Onsen angekommen waren mussten wir feststellen dass das Onsen Mittwochs geschlossen hat. Voller entsetzen musste erst einmal wieder im Café angerufen werden und es wurde ein neuer Schlachtplan-der-Freundlichkeit ausgedacht und so ging es zum anderen Onsen. Eine Widerrede wurde eh nicht gestattet und somit ging es wieder in das Dorf und auf der anderen Seite wieder raus. Wieder eine halbe Stunde später wurde uns klar das auch dieses Onsen geschlossen hatte. Anscheinend haben alle Onsen in Furukawa am Mittwoch geschlossen. Mit sich selbst nicht zufrieden und sich die ganze Zeit am Entschuldigen ging es wieder zurück zum Café. Kurz darauf war sie auch wieder so schnell weg wie sie gekommen war.

Der Zeiger der Uhr ging schnell Richtung Mittag und mein Magen wollte eine leckere Mahlzeit in Furukawa zu sich nehmen. Kleine frage – lange Diskussion. Jetzt war noch eine andere bekannte von Beppu (der Besitzer) erschienen und das ganze Café war in die Diskussion des Mittagsessen integriert. Mittags wäre das schon sehr schwierig – Abends könnte man super Essen gehen und der Sake wäre auch hervorragend. Leider war es erst Mittag und so versuchte ich es bei einem Restaurant das wahrscheinlich Mittags offen hätte. Nach einer sehr langen Verabschiedung und Entschuldigungen und Danksagungen verließ ich dann das Café Richtung Restaurant.

Pustekuchen! Es war ja Mittwoch und so wie es aussieht haben Onsen und Restaurants am Mittwoch zu – und zwar alle! Sogar eine Kerzenfabrik hat ihren Ruhetag an einem Mittwoch. So ging es in den einzigen Supermarkt und ich habe mich mit einem obento ausgestattet und es in der Mittagssonne genossen. Kurz vorher bin ich noch in einen kleinen Laden gestolpert der “kleinzeug” Verkaufte und nach einem kurzen Hallo ist die Verkäuferin dann auch erschienen. Sie war auch Überrascht einen Ausländer anzutreffen und wir hatten eine kurze Unterhaltung. Daraufhin fragte sie mich ob ich ihr nicht meine Adresse geben könnte. Sie würde mir dann eine Neujahrskarte schicken. Ich habe nicht damit gerechnet das sie mir eine schicken würde, weil ich nichts gekauft habe, aber das war wohl ein Deutscher Gedankengang. Kurz vor Weihnachten erreichte mich dann eine Karte.

Was soll man dazu sagen? Furukawa ist ein verdammt kleines Dorf mit sehr vielen älteren Leuten und mit einer Freundlichkeit wie ich sie noch nie erlebt habe. Einem wildfremden Ausländer den Tag so zu versüßen muss man erst mal nachmachen. Ich kann Furukawa als einen entspannten Tagesausflug empfehlen, nur sollte man auf keinen Fall an einem Mittwoch fahren :)

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